Die Dekongruppe als Teileinheit des Katastrophenschutzes
Um die Zivilbevölkerung im Falle eines Krieges vor atomaren, biologischen oder chemischen Gefahren zu schützen, wurde nach dem 2. Weltkrieg der Katastrophenschutz (KatS) in der Bundesrepublik Deutschland eingeführt.
Seinen Höhepunkt hatte der KatS zur Zeit des Kalten Krieges. Nach dessen Ende und der Wiedervereinigung Deutschlands wurden viele der Kräfte aufgelöst. Mit den Anschlägen vom 11. September in der USA gab es aber auch hier ein Umdenken.
Gefahrenabwehr im Katastrophenfall ist gemäß Artikel 70 des Grundgesetzes Aufgabe der Länder. Im Falle eines Angriffs auf das Bundesgebiet mit Waffengewalt oder einer entsprechenden unmittelbaren Bedrohung (Verteidigungsfall) ist der Bund gemäß Artikel 7 Nr. 1 Grundgesetz für den Schutz der Zivilbevölkerung zuständig.
Für Zwecke des Zivilschutzes stellt der Bund den Ländern Mittel bereit, die diese in ihren friedensmäßigen Katastrophenschutz integrieren können. Außerdem erweitert und ergänzt der Bund den Katastrophenschutz der Länder durch die Aufstellung der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW).
Der KatS im Landkreis Limburg-Weilburg besteht, wie in anderen Landkreisen auch, aus mehreren Teilbereichen. Einer dieser Teilbereiche ist die Abwehr von Gefahrstoffen. Das ursprüngliche Konzept beinhaltete die Konzentration der Kräfte auf den Standort Limburg, was aber durch die stetig steigenden Aufgaben der Feuerwehren nicht mehr ohne weiteres Personal sowie ausbildungstechnisch machbar war. Daher wurde 2006 eine Aufteilung der dem Katastrophenschutz unterstellten Teilbereiche des Gefahrstoffzuges auf umliegende Gemeinden vorgenommen.
Dekongruppe Stadt Runkel
Im Juni 2006 wurde das Dekontaminationsmehrzweckfahrzeug (DMF) an die neu aufgestellte Dekongruppe der Stadt Runkel übergeben. Standort des DMF ist der Runkler Stadtteil Dehrn. Hinzu kommen im Einsatzfall das ELW1 aus Runkel sowie ein weiteres Versorgungsfahrzeug.
Die Gruppe setzt sich zusammen aus ca. 30 Helfern aus den Stadtteilen Dehrn, Runkel, Wirbelau, Ennerich und Schadeck. Ausbildungstechnisch hat jeder der Helfer die Ausbildung zum CSA- Geräteträger absolviert, einige Helfer haben zusätzlich noch die G-ABC Einsatzausbildung.
Die Dekongruppe führt im Jahr 12 Übungen, darunter mindestens 3 Gemeinschaftsübungen des gesamten Gefahrstoffzuges Limburg- Weilburg, durch. Eine enge Zusammenarbeit besteht mit der Dekon(P)-Einheit der Gemeinde Beselich, da im Einsatzfall beide Gruppen eine Einheit bilden.
Die ursprüngliche Aufgabe des Katastrophenschutz-Gefahrstoffzuges war der Schutz der Zivilbevölkerung im Verteidigungsfall vor ABC-Kampfstoffen. Diese Bedrohung ist glücklicherweise nicht mehr unmittelbar gegeben. Dafür sind aber andere Gefahrenlagen, grade in den letzten Jahren, neu hinzugekommen.
Als biologische Gefahren sind in den letzten Jahren die Tierseuchen mehr und mehr in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Die Maul- und Klauenseuche (MKS) als Viruserkrankung bei Nutztieren wie Rind und Schwein, oder der Vogelgrippe-Virus H5N1 sind zwei Beispiele für ausbreitungsgefährliche Seuchen. Hier ist es Aufgabe des Zuges, bei Auftreten dieser Viruserkrankungen für die Eindämmung der Seuche zu sorgen.
Eine weitaus alltäglichere Gefahr hier im Landkreis Limburg-Weilburg sind aber die Gefahrgutunfülle mit chemischen Stoffen auf den Hauptverkehrsadern A3, B49, B54. So musste der Gefahrstoffzug seit 2006 bereits 4 Mal zu Gefahrguteinsätzen ausrücken.
Mit der zunehmenden Verkehrsdichte und der stetig steigenden Zahl von Gefahrguttransporten per LKW ist auch für die Zukunft mit weiteren Einsätzen dieser Art zu rechnen.
Das Dekontaminationsmehrzweckfahrzeug (DMF) ist ein von 1974 bis 1980 beschafftes Feuerwehrfahrzeug des deutschen Katastrophenschutzes, welches für den Einsatz bei Gefahrstoffunfällen konzipiert ist. Seine Beladung ist auf die Dekontamination sowohl von Menschen als auch von Werkzeugen und Geräten ausgelegt. Es ist somit zentraler Bestandteil eines Gefahrstoffzuges.
Technische Daten:
Baujahr: 1980
zul.G.G.: 13.000 kg
Leistung: 168 PS
Ausstattung: .
Wassertank 1500l (isoliert), Wasserdurchlauferhitzer mit 70-105 kW/h, Stromerzeugeraggregat 6,5 kVA, Elektrokreiselpumpe 200 l/min bei 4bar, Tragkraftspritze TS 5/5 und TS 2/5, Wassersprühvorrichtung am Heck, Chlorkalksteuervorrichtung, Hydrowinde 5.000H mit Zugkraft nach vorn 50KN und nach hinten über lose Rolle 100KN.
Einsatztaktische Merkmale:
Auf dem Fahrzeug befindet sich nur wenig feuerwehrtechnische Beladung zur Brandbekämpfung. Zum Beispiel gehören ein Schaumrohr und eine Halterung für dieses zur Beladung. So kann während der Fahrt Schaum oder Wasser nach hinten abgegeben werden. Auch Strahlrohre und Verteiler gehören zur Beladung. Außer mit der umfangreichen Werkzeugausstattung des DMF kann mit der eingebauten 5t Trommelwinde technische Hilfeleistung durchgeführt werden. Hierfür ist das Fahrzeug jedoch nicht vorgesehen.
Die Beladung wird im Wesentlichen zum Aufbau eines Dekontaminationsplatzes für Personen oder Geräte verwendet. Die Beladung des DMF besteht aus zwei Umkleidezelten und einem Duschzelt, zwei 1.500-Liter-Wasserfaltbehältern, einem Stromerzeuger, einem Durchlauferhitzer, Wannen zum Auffangen kontaminierten Wassers und zwei Tragkraftspritzen. Während der Fahrt kann der Stromerzeuger und Wasserdurchlauferhitzer in Betrieb genommen werden. So kann bereits auf der Anfahrt zum Einsatzort das Wasser im 1.500l Edelstahltank aufgeheizt werden. Außerdem befinden sich eine Einrichtung zum Versprühen von Wasser unter dem Fahrzeugheck, die in Verbindung mit der Chlorkalkstreuervorrichtung die Möglichkeit bietet, Straßen und Wege während der Fahrt zu desinfizieren.